Was ist eine gute Teamrunde?

Oktober 03, 2023

Teamrunde? Ist das diese vierteljährlich anberaumte Sitzung mit allen zusammen?

Möglicherweise ist diese Sitzung mehr Pflicht als Freude für Sie. Wenn dem so ist, graut es Sie vermutlich beim Gedanken an diese Veranstaltung, in der Sie wahrscheinlich Informationen aus der Organisation gebündelt kommunizieren und die Punkte auf Ihrer Agenda abhaken. In diesen Sitzungen werden mehrheitlich Monologe geführt, entweder von Ihnen selbst oder von der vom jeweiligen Punkt auf der Agenda betroffenen Person. Unterdessen blicken Sie in mehrheitlich unbeteiligte Gesichter und tun sich schwer mit Ihrer Einschätzung, wie das Ganze bei den Einzelnen ankommt. Nach der Sitzung sind Sie vermutlich erschöpft.

Vielleicht bringen Sie Teamrunde aber auch mit Teamentwicklung in Verbindung. So etwas wollen Sie nun beim besten Willen nicht jedes Quartal durchführen. Sie haben das bisher als unpassendes Bespassen erlebt, dessen Wirkung schnell verpufft, sobald der Arbeitsalltag wieder eingekehrt ist. Die Aufgaben müssen schliesslich trotzdem bewältigt werden.

Da Sie eine wirkliche Alternative zu Ihrer gewohnten Sitzungsform nicht kennen, führen Sie diese weiterhin so durch, wie Sie es auch bisher gehandhabt haben, auch wenn das Ganze für Sie ein notwendiges Übel ist.

Was halten Sie davon, wenn Sie Ihr ungutes Gefühl in die Hand nehmen und einem von der Routine abweichenden Umgang mit Ihren Sitzungen eine Chance geben? In dem Fall nutzen Sie gerne folgende Gedanken als Anstoss zum Handeln:

  • Sitzungen, die der Weitergabe von Informationen von oben nach unten und dem Abhaken einer Traktandenliste dienen, atmen einen zutiefst hierarchischen Geist und ermöglichen kein partizipatives Mitwirken in der Arbeitswelt[1]. Eigenverantwortung wird untergraben, indem Informationshappen aufbereiten werden, die mehr oder weniger konsumiert werden. Menschliche Bedürfnisse werden weitgehend ausgeblendet, indem motivationale Aspekte bei der Arbeit ausser Acht gelassen werden. Wem ist gedient, wenn man/frau die Sitzung über sich ergehen lässt und froh ist, wenn diese vorüber ist?
  • Haben Sie sich in diesem Zusammenhang schon einmal Gedanken über das Wort „Sitzung“ gemacht? Im Begriff Sitzung steckt Sitzen, ein Zustand also, bei dem man sich nicht bewegt und auf einer Stelle verweilt. Das ist ein starkes Bild. Möchten Sie dieses auf Ihre Führung übertragen oder wollen Sie Bewegung ins statische Bild bringen? Wenn ja, fangen Sie pragmatisch mit der kleinsten Anpassung an und nennen Ihre Sitzungen von nun an Teamrunde. Was macht das mit Ihnen?
  • Erweitern Sie nun den Zweck Ihrer Teamrunde oder setzen ihn neu, denn auf die Namensänderung muss natürlich auch die inhaltliche folgen. Definieren Sie die Stärkung der Eigenverantwortung als übergeordnetes Ziel Ihrer Teamrunden. Richten Sie dieser Absicht folgend die Struktur Ihrer Teamrunden neu aus und passen Ihre Methodik entsprechend an. Das kann bspw. so aussehen, dass Ihre Teamrunden immer Sequenzen beinhaltet, die dazu dienen, Lösungen gemeinsam zu erarbeiten. Das methodische Spektrum kann dabei vom gemeinsamen Brainstormen, Diskutieren und Erstellen von Aktionsplänen hin zu agilen Methoden reichen. Es muss nur der Aufgabenstellung dienen. Übergeben Sie solche Sequenzen zur Moderation auch bewusst in die Hände eines Teammitglieds. So können Sie diese Phasen nutzen, sich zurückzunehmen, zu beobachten und dem Wachsen der Selbstwirksamkeit[2] im Team Raum zu geben.
  • Stellen Sie nach Möglichkeit alle Informationen online zur Verfügung. Die gemeinsamen Runden werden konsequent nur noch für Fragen genutzt, am besten am Ende Ihrer Teamrunde. So halten Sie die Energie von Beginn an hoch, sind effizient und bauen langatmigen Monologen vor.
  • Nach dem Blick ins Operative zurück zum Ausgangspunkt: Teamrunden bieten die einmalige Chance, dass sich Ihre Teammitglieder als «Wir» wahrnehmen und fühlen. Es geht um den Faktor Mensch und insbesondere um Motivationales. Dazu richten Sie den Fokus auf das grosse Ganze und thematisieren immer wieder den besonderen Beitrag Ihres Teams. So Sinn zu vermitteln, motiviert und energetisiert. Wer nun aber denkt, es geht an dieser Stelle um Unternehmensziele, liegt nicht richtig. Es geht vielmehr um den normativen Rahmen, also um Ihr organisationales Leitbild mit Vision, Mission und Ihren Unternehmenswerten sowie Kompetenzen (vorausgesetzt, Ihre Organisation arbeitet mit Kompetenzen). Nutzen Sie darum Ihre Teamrunden auch dazu, um Aspekte Ihres normativen Rahmens anzusprechen und zu diskutieren. Eine daraus resultierende Massnahme kann sein, dass Ihr Team Aktivitäten festlegt, die es zum Leben eines Wertes umsetzen möchte. So kann auch ein normativer Rahmen Effekt entfalten.

Solcherart verstanden haben Sie als Führungskraft ein wirkungsvolles Instrument gewonnen, mit dem Sie Ihre Führungsarbeit auf der Ebene Ihres Teams mit dem neuen Fokus auf Prozesse dynamisch gestalten – und nicht mehr immer gleich verwalten.

[1] Bsp. «New Work»

[2] Selbstwirksamkeit ist die innere Überzeugung, Herausforderungen aus eigener Kraft heraus zu meistern.

Foto Cornelia Knoch – stock.adobe.com